2012 Zerstörung der Gemeinde



"Es begann mit Ausweisungen und endete mit der Zerstörung der jüdischen Gemeinde“

von Dr. Rolf Uphoff. Vortrag am 9.11.2012 am Mahnmal in der Bollwerkstraße, Emden


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Bornemann, Sehr geehrte Damen und Herren

Der 9. November 1938 begann als ein ganz normaler, grauer Novembertag. Am nächsten Tag war die 1836 errichtete Synagoge, der Stolz und Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde, ein rauchendes Trümmerfeld. Die jüdische Gemeinde existierte nicht mehr. Die jüdische Minderheit erfuhr in Emden und anderen Orten Deutschlands ihre weitere Enteignung und Entrechtung bis hin zum Holocaust.

Wir gedenken heute der Opfer der Reichspogromnacht, einer von SS und SA auf Weisung von Joseph Goebbels inszenierten Aktion.
Wir gedenken Daniel de Beer, der Schutz und Hilfe bei der Polizeiwache suchte, von dort verwiesen und außerhalb des Polizeigebäudes von einem SS-Mann angeschossen wurde. Er erlag seiner Verwundung kurze Zeit später im Krankenhaus
Wir gedenken Sally Löwenstein, der mit den Männern der jüdischen Gemeinde am 10.11.1938 zum KZ Sachsenhausen gebracht wurde  und dort nach stundenlangem Stehen vor dem Tor zusammenbrach und verstarb.
Wir gedenken Hermann Sax, der die Entbehrungen und Misshandlungen in Sachsenhausen nicht überlebte
Wir gedenken der übrigen Männer der jüdischen Gemeinde, die wie Walter Philipson, die Haft im KZ Sachsenhausen ertragen mussten und Grausamkeiten durchlitten, die ihnen oft den Mund verschlossen.
Wir gedenken der Familien, der Alten, der Frauen und Kinder, die am 10.11.1938 vor ihren geplünderten Geschäften und Wohnungen standen, nachdem sie, aus ihren Wohnungen zur Turnhalle der Neutorschule getrieben eine Nacht der Misshandlungen, Entwürdigungen und Drangsalierungen durchlitten hatten.. Sie galten nicht mehr als deutsche Staatsbürger. Viele schafften es nicht mehr, auszuwandern. Es begann ein Martyrium, das oft in den Vernichtungslagern endete.
Und wir gedenken heute der im Oktober 1938 nach Polen ausgewiesenen Juden in Emden. Sie mussten ihre Heimat verlassen, obwohl sie schon lange in Emden lebten und mit einheimischen Frauen eine Familie gegründet hatten. Die Ausweisung seiner Eltern war das Motiv des Herschel Grynspan, ein Attentat auf den deutschen Botschaftsrat vom Rath in Paris zu begehen. Der Tod vom Raths löste die Ereignisse der Reichspogromnacht aus.


Das Gedenken ist zugleich eine Mahnung: Eine Mahnung zur Aufmerksamkeit gegenüber extremistischen Tendenzen und dem Antisemitismus sowie der Intoleranz gegen Minderheiten.

Schülerinnen der BBS I haben sich mit den Ereignissen der Pogromnacht auseinandergesetzt. Die Ausweisungen vom Oktober 1938 bilden dabei einen Schwerpunkt. Sie gestalten die folgende Gedenkveranstaltung im VHS-Forum, zu der ich herzlich einlade.
Ich übergebe den Schülerinnen nun das Mikrofon. Danach folgt das Schlusswort von Herrn Oberbürgermeister Bernd Bornemann.