In der 712. Folge der Serie „Emder erzählen“, die am 19. November mit dem Titel „Das Ungeheuerliche gesehen“ erschien, haben wir das Foto einer Gruppe von Schülern vorgestellt, unter denen Yizchak Windmüller, der Bruder des jüdischen Widerstandskämpfers Max Windmüller vermutet wurde. Aufgrund der starken Vergrößerung in der Veröffentlichung im Wochenmagazin der Emder Zeitung haben einige Leser, aber auch die Besitzerin des Bildes selbst, die 93-jährige Erzählerin Elfriede de Boer, Yizchak Windmüller, genannt Isi, wiedererkannt. Er war ein Freund der Familie de Boer und steht links neben seinem Kameraden, dem Ehemann der Erzählerin, Anton de Boer. Yizchak Windmüller war einer der wenigen Brillenträger in der damaligen Zeit. Auf dem Bild ist er der einzige mit Brille. Das Bild zeigt Emder Schüler bei einer Schiffstaufe auf der Werft in der Zeit der Nationalsozialisten.
Das Ungeheuerliche gesehen
Die 93-jährige Elfriede de Boer, geborene Schnell hat mit ihrem Mann Anton de Boer über viele Jahre Freundschaften zu Emder Juden in Israel gepflegt. An gegenseitige Besuche erinnert sie sich immer wieder gerne und verwahrt mehrere Briefe, die Einblicke in das Leben jener Emder geben, die einmal hier verwurzelt waren, alles verloren und ihr Leben lang nie zur Ruhe kommen konnten.
Niemals werde ich meine Gefühle und Eindrücke vergessen, die mich am Morgen des 10. November 1938 bewegten. Es war der Morgen nach der Pogromnacht und es entwickelte sich eine Situation, die mein ganzes zukünftiges Leben beeinflussen sollte…
Es ist zwar schon 73 Jahre her, aber ich erinnere mich noch ganz genau. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 haben in ganz Deutschland jüdische Synagogen gebrannt - auch unsere Emder Synagoge in der Bollwerkstraße.
Am Vorabend, am 9. November 1938, beschlich mich eine Art Langeweile. Ich suchte Abwechslung und wollte ins Kino gehen. Damals wohnte ich mit meinen Eltern und Geschwistern am Treckfahrtsweg. Im Apollo, wo meine Schwester Marga als Kassiererin arbeitete, lief ein lustiger Film. Es war eine bedrückende, von gegenseitigem Misstrauen überschattete Zeit und die Menschen waren dankbar, im Kino auf heitere Weise Zerstreuung zu finden. Mir war allerdings an jenem Abend nicht danach zumute, etwas zum Lachen anzuschauen. Daher ging ich allein in die „Lichtspiele“ Am Bollwerk. Dort lief ein ernsterer Film mit dem Titel „Frau Sixta“, und zwar mit der damals ganz jungen Schauspielerin Ilse Werner. Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in den Ötztaler Alpen: Frau Sixta führt die Poststation und kümmert sich nach dem Tod ihres Mannes außerdem um den Hof. Sie beginnt eine Liebesbeziehung mit dem Mann, den sie als Hofverwalter einsetzt, aber der findet später eher Gefallen an ihrer Tochter. Eine heftige Geschichte. Für diesen ernsten Kinofilm entschied ich mich an jenem 9. November 1938.
Ein paar Reihen vor mir, ebenfalls auf den billigen Plätzen, saßen einige junge Burschen aus Harsweg. Einer von ihnen war Anton de Boer. Ich kannte ihn vom Ansehen. Der Junge, der neben Anton saß, drehte sich ständig nach mir um. Ich hörte, wie Anton irgendwann zu ihm sagte: „Guck’ dich doch nicht dauernd um!“ Auf dem Heimweg beschäftigte ich mich gedanklich mit dem Thema des Films. Auch die Harsweger Jungen und alle anderen Kinobesucher gingen ihrer Wege. Der Film wird gegen 22 Uhr beendet gewesen sein.
Anderntags traf ich Anton ganz zufällig Am Bollwerk wieder. Wir redeten kurz miteinander und gingen währenddessen ein Stück zu Fuß. Anton schob sein Fahrrad, mit dem er unterwegs war, neben sich her. Als wir in die Bollwerkstraße einbogen, sahen wir plötzlich das Ungeheuerliche: Die Synagoge lag in Schutt und Asche. Am Vortag hatten wir nichts von der Zerstörung mitbekommen. Wie wir später erfuhren, waren die Synagogenbrände im gesamten Deutschen Reich auf ein Uhr nachts beordert worden. Um diese Zeit lag ich längst in meinem Elternhaus in meinem Bett.
Beim Anblick dessen, was von der Synagoge übrig geblieben war, fühlte ich mich völlig erschüttert, mochte mir aber meine Gefühle nicht anmerken lassen. In der damaligen Zeit traute keiner dem anderen. Ich kannte Anton ja gar nicht wirklich. Wenn er ein Nationalsozialist gewesen wäre, hätte er mich womöglich fertig machen können, wenn er gemerkt hätte, dass ich diese Zerstörung von jüdischem Eigentum nicht gutheißen kann. Ich fragte mich die ganze Zeit, wer wohl dieser Mensch tief in seinem Innern sei, der hier neben mir steht. Ich beobachtete ihn sehr genau. An seiner Miene, seiner Gestik und seinem Verhalten konnte ich schließlich ablesen, dass er genauso fassungslos war wie ich. Wir verstanden uns - stumm vor Entsetzen. Unser Weinen ging nach innen, denn unter dem Druck durfte man nichts, was einen bewegte, nach außen zeigen.
In dieser extremen Ausnahmesituation habe ich sozusagen im Zeitraffer einen mir bis dahin nahezu fremden Menschen aufs Intensivste kennen gelernt. Anton und ich verharrten auf der Straße im Anblick der Synagogentrümmer und erschraken gemeinsam, nach außen nicht sichtbar, aber für uns nebeneinander stehend spürbar und sprachlos, schockiert, gelähmt - ich weiß nicht wie ich den Zustand beschreiben kann. In diesem Moment waren Anton und ich uns sehr nah und hatten ein starkes Zugehörigkeitsgefühl. In jener Situation hätte sich keiner von uns verstellen können. Aus dieser Seelenverwandtschaft entwickelte sich seit unserer Heirat 1943 eine jahrzehntelange Ehe - bis Anton 2002 starb.
Selbst Jahrzehnte später spüre ich immer noch die Empfindungen von damals. Mit diesen trüben, nebligen Novemberwochen, die wir zur Zeit haben, ist auch das Schicksal der Emder Juden bis heute verbunden. Und ich denke wieder daran, was ich damals gesehen habe. Immer, wenn am 9. November an die Pogromnacht erinnert wird, denke ich an unsere Freunde, die sich nach Palästina haben retten können. Mit Yizchak Windmüller, einem Klassenkameraden meines Mannes, und seiner Familie waren mein Mann und ich über viele Jahre befreundet. Wir haben uns gegenseitig besucht und sie haben uns häufig aus Israel geschrieben. Yizchak war ein Emder Jude und der ältere Bruder des am 7. Februar 1920 geborenen Widerstandskämpfers Max Windmüller.
Der vor einigen Jahren verstorbene Emder Hermann Heits, der auch viele Jahre den Kontakt zu den Emder Juden in Israel pflegte, war ein Klassenkamerad von Yizchak, genannt Isi. Auch Anton war zusammen mit ihnen in einer Klasse in der Oberrealschule Kaiser Friedrichs-Schule Am Bollwerk. Anton, Jahrgang 1916, und der 1915 geborene Isi waren beste Freunde. Isi wohnte in der Lienbahnstraße, Anton in der Celosstraße.
Anton ging bei der Familie Windmüller ein und aus und auch Isi war oft im Hause de Boer. Wie Hermann Heits erzählte, war auch Isi 1933 noch in Deutschland, denn er hat in jenem Jahr der Machtergreifung mit den anderen Jungen den Oberrealschulabschluss gemacht. Ich weiß dies nur aus Erzählungen, denn damals gehörte ich noch nicht zum Kreis von Antons Freunden. Soviel ich hörte, kam Isi 1934 in Palästina an.
Im Jahre 1981 nahmen mein Mann und ich an einen Bildungsurlaub in Israel teil - organisiert von Marie Werth. Vierzehn Tage lang waren wir dort und trafen unter anderem die Familie Windmüller. Ich lernte Isi kennen, den mein Mann auch lange nicht gesehen hatte, und Isis Frau Shoshana, die aus Dresden stammt sowie die beiden Söhne. Sie alle waren wunderbare Menschen.
Nach der Machtergreifung 1933 wurde es für die Familie Windmüller in Deutschland zu brenzlig und sie planten ihre Auswanderung nach Holland. Dem Vater von Max und Isi, dem Viehhändler Moritz Windmüller, war bereits von den Behörden die Gewerbeerlaubnis entzogen worden. Das Ehepaar Moritz und Jette Windmüller, geborene Seligmann hatte fünf Kinder. Max arbeitete im Widerstand und versuchte Jugendliche und Kinder zu retten. Kurz vor Kriegsende, am 21. April 1945, wurde er von einem SS-Mann erschossen.
Bevor die Juden nach Palästina auswandern durften, mussten sie zunächst eine Handwerkerlehre absolvieren. Isi wählte den Tischlerberuf. Er arbeitete später dann in Israel auch als Gymnasiallehrer und wurde Direktor an einem Gymnasium in Tel Aviv. Als Pensionär schrieb er einige Bücher, unter anderem „Die Schattenrevue“. Darin geht es um die Gedanken der Juden, der trotz allem Geschehenen nach dem Krieg wieder nach Deutschland reist….“. Einige Bücher von Isi, die er uns geschenkt hat, verwahre ich bis heute.
Was sein Bruder Max leistete, wissen wir aus Zeitungen und Berichten von seinem Leben. Seit 1998 ist ja eine Straße in Emden nach ihm benannt, die Max Windmüller-Straße.
Isi hat uns bei unserem Besuch in Israel 1981 folgendes erzählt: „Mein Bruder Max befand sich schon auf dem Schiff in Holland zur Abfahrt bereit nach Israel. Seine Widerstandshelfer sagen: ‚Nun lässt Du uns ganz allein?’ Schnurstracks geht Max wieder vom Schiff zu seinen Freunden, um weiter mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, sie zu betreuen und zu retten. Durch die tragische Erschießung durch einen SS-Mann wurde seinem Leben ein Ende gesetzt.“
Als wir in Israel waren, hatte uns Frau Shulamith Yaari, die in Emden als Sophie Nussbaum lebte, noch ganz groß eingeladen. Ihr Mann hat uns seinerzeit die Landwirtschaft in Israel vor Augen geführt. Wie groß die Angst der anständigen Deutschen war, durch Sympathien zu Juden diffamiert zu werden, hatte sie ja vor einigen Jahren in der Serie „Emder erzählen“ berichtet. Da ging es um den Schwimmlehrer Baum, der einen etwa zehnjährigen Jungen maßregelte, der Shulamith und ihre Schwester in der Badeanstalt am Eisenbahndock belästigt und sogar geschlagen hatte, nur weil sie Juden waren. Herr Baum hätte für diese judenfreundliche Haltung auf Nimmerwiedersehen im KZ verschwinden können. EAuch nach unserem Besuch in Israel hielten wir Briefkontakt zu unseren Freunden dort. Aus Ra’anana schrieb Isi am 13. Juni 1985:
„Liebe Elfriede, lieber Anton!
Wie schnelllebig die Welt doch ist. Euer Brief wurde am 8.5. geschrieben. Und was ist seitdem hier bei uns alles geschehen! Jeder Tag bringt irgendetwas Neues, und meistens nicht gerade Erfreuliches. ... An eine Reise nach Emden, oder überhaupt ins Ausland können wir dieses Jahr nicht denken. Die Regierung hat uns mit so hohen Ausreisesteuern belegt, dass das Reisen für uns unerschwinglich ist. Auf eine Person kommen 300 Dollar Steuern, außerdem noch 2o Prozent Abgaben auf die Fahrkarte, Flugkarte natürlich, dann noch 10 Dollar Airportsteuer. Außerdem darf man per Person nur 800 Dollar mitnehmen. Im September will man diese Steuern wieder herunternehmen, aber man kennt das schon, meistens bleibt es so, Vielleicht gewinnen wir doch mal was im Lotto oder in der Staatslotterie! An und für sich fahren die meisten Israelis nur deshalb in der Welt herum, um mal einen Monat oder so ohne die täglichen Aufregungen zu sein, die es hier gibt. Mal keine Neuigkeiten hören zu müssen, mal nicht an die wahnsinnige Inflation denken zu müssen, mal nicht die fast täglichen Drohungen Syriens oder anderer Feinde miterleben zu müssen! Das allein bedeutet schon Ferien für manche von uns. Dabei ist es hier so schön, und es könnte wunderbar sein, wenn man uns doch endlich Ruhe gönnen würde. Viele würden dafür auf vieles verzichten. ...
Um ihren Sohn bei Auftritten zu hören, zog es Isi und Shoshana Windmüller gelegentlich nach Europa. Yaron, der Bariton und Gesangspädagoge, wurde 1956 in Israel geboren. Seit 1997 ist er Professor an der Hochschule des Saarlandes für Musik und Theater. Oft ging er auf Tournee sowohl in Israel als auch in Europa. Am Sonnabend, 22. Mai 1982, hatte er in Emden im Rahmen der israelischen Besuchswoche einen Auftritt im Neuen Theater zusammen mit Thomas Russell, der am Klavier saß. Es gab Werke von Franz Schubert, Robert Schumann und Henry Purcell. Anton und ich haben dieses Konzert auch besucht. Es war wunderschön.
Am 12. April 1986 schrieb Isi uns in einem Brief: „…Unser Sohn Yaron bedankt sich für die freundschaftliche Aufnahme durch die Emder…“
In einem weiteren Brief vom 14. Juni 1987 schrieb Isi Windmüller:
„…Ihr kennt doch sicher das Lied von den zwei Königskindern, die nicht zusammenkommen konnten, weil „das Wasser war viel zu tief“. Wenn wir der eine Teil der Königskinder sind (wie eingebildet, nicht wahr?) und Ihr oder die Stadt Emden der andere Teil, dann passt das dieses Mal. Wir müssen nämlich unsere Reise abblasen, sowohl nach Emden, Amsterdam als auch nach München. Ich bin schon seit einer Woche krank mit einem Virus…“
Isi wurde sehr krank und hatte auch einen Schlaganfall. Am 19. November 1987 schrieb er aus Ra’anana:
„Jetzt will ich doch endlich einmal Euren Brief vom 29.9. beantworten. Ja, die Operation habe ich hinter mir, sie fand am 21. Oktober statt, und ich blieb im Hospital bis zum 30. Oktober, also den Geburtstag verbrachte ich dort. Allmählich stellt sich die bessere Lebensqualität, von der man letztens soviel spricht, wieder ein, und das war ja auch wohl der Zweck der Operation. Sie selbst war nicht schwer, aber die Schmerzen der darauf folgenden Tage waren schwer auszuhalten. Am ersten Dezember muss ich zur Nachuntersuchung, aber das ist wohl hauptsächlich eine formelle Angelegenheit.
Genug davon, jedenfalls danke ich Euch für die guten Wünsche. Nun bin ich also ein Pensionär, und leider kann ich nicht sagen, dass ich diese Tatsache schon ausgenützt habe. Sobald meine Kräfte zurückgekommen sind, werde ich einen festen Tagesinhalt einhalten. Bei Euch ist das ja wesentlich einfacher durch den Garten, den Besitzer eines solchen wohl immer sehr auf Trab halten. Ein guter Freund aus Bremen schreibt uns regelmäßig, was er gerade in seinem wohlgeordneten Garten anpflanzt. Genau wie Du, Anton, beklagte er sich sehr über den vergangenen Sommer und hofft auf den nächsten, der besser sein sollte. Aber bis dahin muss man ja erst den Winter hinter sich bringen.
Bei uns ist der Herbst die schönste Jahreszeit, nur meistens ziemlich kurz. Diesmal hält er länger an, es sollte, kalendermäßig, schon Winter sein, aber bei 24.26 Grad in unserer Gegend kann man von Winter wohl nicht reden. Doch es hat schon gut geregnet und zwar in solchen Strömen, dass es auch einige Todesfälle gab, besonders im Negev, wo der Lößboden kleine Bäche sofort in reißende Ströme verwandelt. Für das Wochenende hat man wieder Regen angesagt bei fallender Temperatur, aber das begrüßen wir nur.
Eure Klassenzusammenkünfte müssen doch eigentlich etwas traurig sein, denn der Kreis wird ja immer kleiner. Das ist schade, auch mit Arthur Engler, der schon so lange leidet. Wir haben seiner Frau seinerzeit geschrieben und auch einmal telefoniert.
Von Heinz Ommen habe ich lange nichts gehört, ich hoffe, dass bei ihm alles in Ordnung ist. Zu unserem Neujahr hat Walter Philipson mir geschrieben, und ich habe geantwortet, werde ihm aber bald nochmals schreiben, Unsere Briefe mit Ida haben sich gekreuzt, sie hatte lange nichts von sich hören lassen und wir waren schon sehr besorgt, denn schließlich ist die Dame schon sechsundachtzig und doch schon ziemlich kränklich. Nun wissen wir wenigstens, dass es ihr, altersgemäß gut geht.
Heute am Vormittag habe ich einen längeren Brief an das Amt für Öffentlichkeitsarbeit in Emden geschrieben, Antwort auf zwei Schreiben, in denen uns, den Emder Juden hier und in der Welt Mitteilung gemacht wurde von Plänen zu einem Denkmal für die ermordeten Emder Juden. Es ist schon lange her, und inzwischen ist ein anderes Deutschland erstanden, aber ich würdige es sehr, dass man die grauenhafte Vergangenheit nicht vergessen will. Wie die Gedenktafel aussehen wird, oder das Denkmal, weiß ich nicht. Bei der Liste der Toten fehlte der meines Bruders Salo, aber das habe ich mitgeteilt.
Heute vor zehn Jahren kam Anwar Sadat in Israel an, ein mutiger Schritt, der zum Frieden mit Ägypten geführt hat. Jetzt haben die anderen arabischen Brüder Ägypten diesen Schritt verziehen. Vielleicht wird doch noch ein anderes arabisches Land dem Beispiel Ägyptens folgen, wir hoffen es. Leider macht unser Ministerpräsident (Jitzchak Schamir, Anmerkung der Redaktion) seinerseits Schwierigkeiten, aber unser Außenminister (Schimon Peres, Anmerkung der Redaktion) lässt nicht locker. Im kommenden November haben wir Neuwahlen, vielleicht wird sich das Bild dann ändern! Allerdings sieht es nicht danach aus.
Ich lese im Augenblick „Die Mission“ von Hans Habe. Sehr interessant und traurig. Habe hat eine schöne Sprache. Wir lesen überhaupt hauptsächlich deutsche Bücher.
So, nun wäre das für heute alles. Shoshana lässt herzlich grüssen, sie ist sehr beschäftigt. Euer Freund Yizchak-Isi“
Am 20. Dezember 1990 schrieben Shoshana und Yizchak-Isi Windmüller eine Weihnachtskarte an uns und wünschten ein gesundes und friedliches Jahr 1991: „…Bei uns sieht es nicht nach Frieden aus. Trotzdem wollen wir zuversichtlich sein. Alles Gute! Schalom…“
Eine Karte von Shoshana, in der sie sich am 18. Dezember 1999 für unsere Neujahrsgrüße bedankte, enthielt eine traurige Nachricht:
„…Leider ist Yitzchak nach langer, schwerer Krankheit am 14. Juli gestorben. Er hat, ruhig wie er war, sehr gelitten…“
Die allerletzte Nachricht von den Windmüllers erhielt ich vom Sohn, Yaron Windmüller, am 26. Juni 2002 als Antwort auf meinen Brief, in dem ich ihnen mitgeteilt hatte, dass Anton am 28. April gestorben ist. Yaron schrieb in einem Kondolenzbrief aus Saarbrücken, dass seine Mutter nicht mehr in der Lage sei, selbst zu schreiben, da sie an der Alzheimer-Krankheit litt. „…Meine Mutter hat ihre Neugier und ihr Interesse an der Welt nicht verloren, obwohl sie nicht mehr weiß, wie ihre Enkelkinder heißen….“
Nach diesem Brief habe ich nie wieder etwas von den Windmüllers gehört.
Unsere jüdischen Freunde haben in ihrem Leben immer das Beste aus der jeweiligen Situation gemacht. Leider ist es den israelischen Politikern bis heute nicht gelungen, auf dem Boden der Palästinenser kompromissbereit eine Oase des Friedens zu schaffen. Das Volk würde es sich so sehr wünschen.
Wir fragen wieder: Wer erinnert sich an Begebenheiten von früher? Melden Sie sich bei uns. Unsere Mitarbeiterin Iris Hellmich, die diese Serie betreut, ist unter der Telefonnummer 89 00 430 zu erreichen.